Episode 73 - Emotionen schreiben
Wie schreibt man Gefühle in ein Buch?
Webseiten der Sprecher
Genannte Bücher
- Die unendliche Geschichte (Michael Ende)
- Tintenherz (Cornelia Funke)
- Outlander (Diana Gabaldon, Übers. Barbara Schnell)
- Die andern sind das weite Meer (Julie von Kessel)
- Wohnverwandtschaften (Isabel Bogdan)
- Isarrauschen - Münchner Kurzgeschichten (Diana Hillebrand)
- Hast du uns endlich gefunden (Edgar Selge)
- Effi Briest (Theodor Fontane)
- Der Untergang des Hauses Usher (Edgar Allan Poe)
- Emotionen (Susanne Konrad)
- Schreiben Sie mir, oder ich sterbe (Petra Müller, Rainer Wieland)
- Emotionen im Film (Karl Iglesias und Andrea Bohling)
Feedback zu dieser Episode
- Name:
- Nadine
- Datum:
- Freitag, 06.12.2024 um 13.50:19 Uhr
- Feedback:
- Feedback Angst : Sie schloss die Tür, doch der Raum schien sie noch immer zu umarmen, als wäre er nicht ganz leer. Der Stuhl am Tisch war leicht verschoben, und das Geräusch von Schritten hallte in ihrem Kopf, obwohl niemand da war. Der Wind strich über ihren Nacken, und sie wusste, dass niemand hinter ihr stand, aber sie konnte es fühlen. Ihre Hand zitterte, als sie nach dem Licht griff, doch der Schalter fühlte sich plötzlich so weit weg an. In dem Moment, als das Licht aufblinkte, wusste sie, dass der Raum nie wieder derselbe sein würde.
- Name:
- Yvonne
- Datum:
- Donnerstag, 05.12.2024 um 18.39:01 Uhr
- Feedback:
- Ich starre auf die abgegriffenen Zeitschriften. Schundblätter, die ungeordnet übereinandergestapelt auf dem kleinen Holztisch liegen. Der untrügliche Geruch von Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase. Die Uhr tickt. Dann höre ich meinen Namen.
- Name:
- Alondra
- Datum:
- Mittwoch, 04.12.2024 um 23.45:20 Uhr
- Feedback:
- Als er sie erreicht hatte, zog er sie in seine Arme. Sie sanken zu Boden, hielten sich einfach nur fest.
“Du dummes, dummes, ungezogenes, tapferes Mädchen!”, brachte er schließlich heraus. “Mach nie wieder so etwas Gefährliches!”
“Es wäre nur gefährlich gewesen, wenn es nicht geklappt hätte”, flüsterte sie trotzig an seinem Hals. Sie war doch erst sechseinhalb. Wo hatte sie nur diesen Vorwitz her?
Er schob sie gerade weit genug von sich, dass er ihre Augen sehen konnte, die noch immer lebendig grün schimmerten. Mit seinem Ärmel tupfte er ihre Wangen trocken.
“Ach ist das so? Und Warum zitterst du dann?”
“Weil es kalt ist natürlich!”, murrte sie.
Tatsächlich spürte er die eisige Kälte noch eindringlicher als sonst, während der Schweiß auf seiner Haut trocknete.
- Name:
- Roger
- Datum:
- Dienstag, 03.12.2024 um 14.29:06 Uhr
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- Hallo miteinander
Ich geniesse euren Podcast immer sehr und bedanke mich für euer unermüdliches Engagement.
Hier mein Beitrag zu eurer Miniaufgabe:
.
Ich schaue auf die Uhr an der Wand. Waren es wirklich erst 32 Minuten? Meine Hand umklammert diejenige meiner Mutter. Sie ist inzwischen warm und schweissfeucht. Dennoch werde ich nicht loslassen. Mutter rutscht ein wenig auf dem harten Stuhl und starrt weiter auf die Tür. Auch ich tue das wieder. Der Arzt kommt. Endlich. Ich erforsche sein Gesicht. Und erstarre.
- Name:
- Leo
- Datum:
- Sonntag, 01.12.2024 um 11.28:34 Uhr
- Feedback:
- Aus den Lautsprechern einer Bratwurstbude tönt blechern „Last Christmas“.
Der Kinderpunsch in ihrer Hand ist noch zu heiß, um ihn zu trinken.
Um sie herum das Lachen der Kolleginnen.
Etwas Nasses zwischen ihren Beinen bahnt sich einen Weg und endet in ihrem Slip.
Eine Tasse, die auf Pflasterstein zerbricht.
Ihr Baby!
- Name:
- Daniela
- Datum:
- Sonntag, 01.12.2024 um 02.26:25 Uhr
- Feedback:
- Liebe Diana, lieber Wolfgang,
mich hat es noch einmal in den Fingern gekitzelt. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Otherwise: Ignore.
Sie öffnet den Briefkasten und entnimmt ihm Post. Liest den Absender. Atmet. Sie atmet, weil sie denken muss. Sucht einen guten Gedanken wie Heu in einem Nadelhaufen. Sie läuft die Treppen hoch, bleibt stehen, liest an der Wand “2. Obergeschoss”, ist zu weit gelaufen, läuft zurück. Wenn man die Hand in einen Nadelhaufen hält, tut es weh. Sie öffnet die Wohnungstür, die man öffnen kann. Blick auf den Brief. Nur weil man etwas öffnen kann, heißt das ja noch nichts. Sie legt den Brief in die Kommode, schließt die Schublade, prüft, ob sie geschlossen ist und ist sich sicher: “Da war kein Brief. Da war nie ein Brief vom Finanzamt gewesen.”
Danke für eure inspirierenden Podcastfolgen!
Es grüßt,
Daniela.
- Name:
- Mirjam
- Datum:
- Samstag, 23.11.2024 um 12.33:45 Uhr
- Feedback:
- Hallo Ihr 2,
Danke für die Anregung, hier mein schauriger Versuch:
Kurz nachdem das Rumoren stoppte, hörte sie zweimal dumpfes Klopfen - Klack, Klack. Tiggas Ohren fokussierten das sich verdunkelnde Loch in der Wand. Zwei Paarschritte näherten sich, der eine federnd auf jedem sechsten Schritt, der andere schlurfend. Der stechende Geruch von vergorenem Obst und vergammelten Rosen kroch in die Halle. Es waren also wieder die selben Zweibeiner, die beim letzten Mal Schwarz mitgenommen hatten.
Die Jungen hatten bis eben geschlafen und rutschen nun unsanft von den Zitzen, als Tigga sich aufrichtete. Das erste miaute, noch immer benommen. Schnurrend leckte Tigga das blinde Köpfchen in dem Versuch, es zu beruhigen. Sich selbst zu beruhigen. Die Schritte stoppten abrupt, die Zweibeiner zischten sich etwas zu. Der breitere richtete seine Tatze auf das Nest, gab damit das Ziel vor, auf das sie jetzt laut zuschlichen.
Tiggas Schultern schnellten hoch, den Rest ihres Körpers spannte sie schützend über ihre nun erstarrten Kitten - Zähne gefletscht, Nackenhaare gesträubt, Vorderkrallen gezückt, Sprunggelenke gespannt.
- Name:
- Daniela S.
- Datum:
- Freitag, 22.11.2024 um 21.51:10 Uhr
- Feedback:
- Hallo ihr Lieben,
hier mein Beitrag zum Thema Angst. Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen.
Sie legte das Lesezeichen zwischen die Seiten und klappte mit einem leisen „Klock“ das Buch zu. Das weiche Gold ihrer Nachttischlampe machte Platz für die Dunkelheit und die Daunendecke hüllte sie in einen warmen Kokon. Sie hatte in der Arbeit eine Menge geschafft und der Nudelauflauf mit extra Käse, den sie sich im Pausenraum aufgewärmt hatte, war ihre kleine Belohnung gewesen. Den Herd hatte sie danach sorgfältig ausgeschaltet. Sie hatte es vorm Nachhause-Gehen kontrolliert. Oder war das gestern gewesen? Nein, da hatte sie nur einen Salat gegessen. War es sogar vorgestern gewesen? Wenn sie etwas auf dem Herd vergessen hätte, wüsste sie es inzwischen. Wie lange dauerte es, bis eine stehen gelassene Auflaufform ein Bürogebäude in Brand setzte? Die Feuerwehr wäre mit Geheule durch den Ort gerauscht. Bestimmt hatte sie den Ofen ausgemacht! Es wäre Unfug, spät abends loszufahren, um in der Büroküche nach dem Rechten zu sehen. Warum war ihr auf einmal so warm? Und die Decke so schwer? Wenn sie jemanden erzählte, dass sie nachts losfuhr, um einen Herd zu kontrollieren…
Die Handbremse ihres Autos hatte sie fest angezogen. Sie hatte das Klackern beim Einrasten gehört. Und ihre Einfahrt war eben, da würde der Wagen auch ohne Bremse nicht wegrollen. Ein Auto rollte nicht einfach los. Aber was, wenn es das doch tat? Und genau in dem Moment ein Passant vorbeikam? Jemand, der vor dem Zubettgehen mit dem Hund eine Runge drehte? Wenn sie aufstand und ganz schnell zum Büro fuhr, dann könnte sie Herd und Handbremse kontrollieren.
- Name:
- Peggy
- Datum:
- Sonntag, 17.11.2024 um 23.14:59 Uhr
- Feedback:
- Danke für die schöne Folge! :-) Hier noch etwas Angst zum Sonntagabend:
Lupo! Immer dasselbe. Weil du ihn unbedingt von der Leine lassen musst. Wer weiß, wo er – hast du das gehört?
- Klang wie ein Böller.
Ein Böller? Das war ein. Das war ein Schuss. Lupo! Hierher!
- Ein Schuss, ach was. Ist doch gar keine Jagdsaison.
Wenn sie ihn ge. wenn sie. Wenn. Luuuupooooo!
- Außerdem ist er weiß –
Luuuupoooo!
- Womit sollen die ihn verwechseln –
Luuupoooo! Hiiiiierheeeeeer. Luuuupoooo!
- mit einem Stink – he, wo willst du hin? Hee!
- Name:
- Kathrin
- Datum:
- Sonntag, 17.11.2024 um 12.43:43 Uhr
- Feedback:
- Mein Versuch zu Angst:
Für immer
So, jetzt tauscht ihr euer Heft mit dem Nachbarn aus und verbessert das Diktat mit einem roten Stift, sagt sie. Neben mir sitzt Clara. Ich will ihr aber nicht geben, was ich geschrieben habe. Das geht sie nichts an. Und schon ist Frau Haufe hinter mir und greift nach meinem Heft. Clara schiebt mir ihres zu. Das ist ganz ohne Flecken, es ist nicht feucht und gewellt. Die Schrift steht gerade auf den Linien. Wie im Buch sieht das aus, aber dann verschwimmt alles, wie lauter Stäbchen auf Wellen im Meer. Ich sehen, wie sich Clara über mein Heft beugt. Vor mir taucht ein "F" auf, irgendwo und geht dann wieder unter. Clara lacht nicht, sieht an die Tafel, wo Frau Haufe anschreibt: "Der Affe". "Affe" mit zwei "f", aber nur einem "e". Siehst du, sagt Clara ganz leise, nur ein Fehler in der Überschrift, das ist ganz gut. Aber sie sagt das so leise, dass ich nicht sicher bin, ob sie es wirklich sagt. Sie hat keinen roten, sondern einen blauen Stift und was sie in mein Heft schreibt, sieht aus, als wäre ich das gewesen. Am Ende gibt sie mir mein Heft zurück und ich gebe ihr ihres, in das ich gar nichts geschrieben habe. Es ist jetzt ein kleines bisschen gewellt von meinen feuchten Händen. Aber sie verpetzt mich nicht und sie verdreht auch nicht die Augen oder so. Ich beobachte ihr Gesicht genau. Sie ist überhaupt nicht gemein, jedenfalls nicht im Augenblick. Aber sie weiß jetzt alles von mir, und sie weiß es für immer.
Liebe Grüße und vielen Dank für Euren Podcast
- Name:
- Nadine Gall
- Datum:
- Mittwoch, 13.11.2024 um 14.37:29 Uhr
- Feedback:
- Es gibt Momente, in denen alles um einen herum ein bisschen verschwommener wirkt, als ob der Blick auf die Dinge trübe wird. Die Gedanken scheinen sich schneller zu drehen, als ich folgen kann, und trotz des Versuchs, ruhig zu bleiben, bleibt ein unbestimmtes Gefühl, dass etwas nicht ganz stimmt. Irgendetwas in mir drängt auf eine Lösung, aber ich kann noch nicht greifen, was genau verändert werden muss. Es ist wie ein leises Drücken, das immer wieder an mir zerrt, ohne dass ich den Grund dafür benennen kann.
- Name:
- Christiane
- Datum:
- Freitag, 08.11.2024 um 15.24:21 Uhr
- Feedback:
- Hallo,
was für ein tolles, wichtiges Thema. Ich habe wieder mal viele Anregungen mitgenommen. Auch die Idee mit der Mini- Schreibaufgabe ist spitze. Das könnt ihr gerne öfter mal machen. :-)
Hier kommen meine Zeilen dazu:
"Komm rauf", ruft David von der Spitze des Klettergerüsts. "Die Aussicht von hier oben ist mega!"
Samuel setzt einen Fuß auf das unterste Seil. Seine Hände suchen Halt und er zieht den zweiten Fuß nach. Bedächtig klettert er weiter, als die Kinder anfangen zu hüpfen. "Hilfe!", kreischt Samuel und umklammert die Seile. Seine Füße sind wie festgeklebt. Unfähig sich zu bewegen, blickt Samuel nach unten und sieht die Tiefe des Grand Canyon, in den er gleich stürzen wird.
- Name:
- Ulla
- Datum:
- Freitag, 08.11.2024 um 08.57:53 Uhr
- Feedback:
- Es war 5.00 Uhr früh. Anna stellte den Haferbrei vor Franz auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber. Möglichst weit weg. Sie starrte auf Franz schmatzenden Mund und auf den Hirschkopf, der über ihm an der Wand hing. Den hatte er letzten Frühling erlegt.
- Name:
- Anja
- Datum:
- Donnerstag, 07.11.2024 um 14.04:54 Uhr
- Feedback:
- Vielen herzlichen Dank für euren gelungenen Podcast, den ich tatsächlich erst im Frühjahr diesen Jahres entdeckt habe
und der mir im Laufe dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen ist!
Von mir zur Emotion ANGST ein Dreizeiler:
Eisiger Geruch
legt unhörbar die Schlinge
eng um meinen Hals.
Macht weiter so! Viele liebe Grüße aus Hamburg,
Anja
- Name:
- Ana G
- Datum:
- Mittwoch, 06.11.2024 um 13.37:05 Uhr
- Feedback:
- Eine milde Novembernacht
Sein Kuss ist kalt.
„Wir sehen uns.“
Eine Träne wandert über ihre Wange, als er geht.
Im Licht der roten Kerzen verlässt sie den Friedhof.
Ein Buch (bzw. Kurzgeschichtenband), das mich emotional stark berührt hat, war „Ray Bradbury/ Der illustrierte Mann“. Und zwar auf eine Weise, die Bradbury in „Fahrenheit 451“ seiner Hauptfigur Montag in den Mund legt: »Was wir brauchen, ist nicht, verschont zu werden. Was wir brauchen, ist von Zeit zu Zeit richtig verstört zu werden. Wie lange ist es her, seit du richtig verstört warst? Aus einem triftigen Grund, einem wesentlichen Grund?« (Bradbury: Fahrenheit 451. Heyne Verlag, 15.Auflage).
Liebe Grüße
- Name:
- Andrea
- Datum:
- Dienstag, 05.11.2024 um 18.07:14 Uhr
- Feedback:
- Liebe Diana und lieber Wolfgang,
vielen Dank für Euren wunderbaren und hilfreichen Podcast, von dem ich keine Folge verpasse.
Liebe Grüße aus Berlin
Andrea
Ihr habt mich hierzu inspiriert:
Angst
Der Anruf traf sie völlig unerwartet. Gerade hatte sie noch überlegt, was sie einkaufen sollte, mit was sie ihm eine Freude bereiten könnte bei seiner Rückkehr. Vielleicht Kalbsleber mit gerösteten Zwiebeln und Apfelringen, dazu ein Feldsalat, das mag er gern, und es geht schnell. Mit diesem Gedanken nahm sie den Hörer ab. Es war die Ärztin aus dem Krankenhaus. Sie stellte sich umständlich und lang vor. So als wolle sie die Nachricht, die sie zu verkünden hatte, die plötzlich drohend im Raum stand und die sie doch nicht aussprach, aufschieben. Das Telefon hatte viel zu laut und zu schrill geklingelt, geradezu aufdringlich. Dieser Ton hatte einen Schmerz verursacht, den Gabi jetzt spürte. Ein Schmerz der alle ihre Muskeln gleichzeitig zusammen zog. Die Frage nach der Patientenverfügung beantwortete sie wie in Trance. Sie wußte es nicht, nicht in diesem Moment. Warum auch? Gestern, nach Stunden in der Notaufnahme, hat niemand so etwas gefragt. Sie war ja dann auch gegangen, sollte ihn heute abholen, nach der Untersuchung. „Kommen Sie schnell aber fahren Sie nicht selbst!“ Der Hörer rutschte auf die Gabel. Ein Taxi, Gabi musste ein Taxi rufen. Sie wusste einfach nicht wie.
- Name:
- Karen
- Datum:
- Dienstag, 05.11.2024 um 11.32:57 Uhr
- Feedback:
- Liebe Diana und lieber Wolfgang,
Auch von mir vielen Dank! Wieder eine tolle Folge, und die Anregung für die spannende Schreibübung hat mir gleich inspiriert.
Hier mein Versuch:
Fünf Uhr nachmittags, und Dunkelheit nahm Karla in Empfang. Kalter Novembernebel schlug ihren entgegen. Die Straßenbeleuchtung flimmerte duster vor sich hin.
Auf zur Busstation.
Karla war in Gedanken noch ganz bei ihrer Klavierstunde. Da bemerkte sie Schritte hinter sich. Sie klemmte ihre Mappe fester unter den Arm und legte einen Zahn zu. Bloß nicht den Bus verpassen. Der kam hier draußen nur einmal die Stunde.
Die Schritte hinter ihr beschleunigten sich ebenfalls.
Mist!
Karla richtete den Blick konzentriert geradeaus. Keine anderen Fußgänger weit und breit. Typisch. Sie ging noch etwas schneller. Doch der Abstand zwischen ihr und ihrem Hintermann verringerte sich. Sie meinte, schon seinen Atem im Genick spüren zu können. Trotz der Kälte fühlten ihre Hände sich klamm an. Vielleicht sollte sie ihr Tempo drosseln und ihn überholen lassen. Er konnte es doch nicht im Ernst auf sie abgesehen haben, oder?
Inzwischen liefen ihr Schweißperlen den Rücken hinunter. Ihre Beine hatten sich für Flucht statt Kampf entschieden: Sie rannte, ihr Verfolger auch.
Der Bus! In letzter Sekunde.
Karla sprang beim Fahrer hinein, ein junger Mann aus dem Haus ihrer Klavierlehrerin direkt neben ihr.
"Uff, das war knapp!", keuchten sie beide.
Liebe Grüße
Karen
- Name:
- Kara
- Datum:
- Montag, 04.11.2024 um 17.53:31 Uhr
- Feedback:
- Hallo ihr2
Vielen Dank für die tolle Folge, die mich - wie so viele andere - immer wunderbar verunsichert und anspornt!
Hier mein Beitrag zur Emotion Angst:
Die Zelle ist winzig. Wenn sie auf der Pritsche sitzt und ihre Beine ausstreckt, kann sie die Füsse auf die Kloschüssel legen, und mit ausgestreckten Zehenspitzen sogar die Wand dahinter berühren. Diese Wand, die mit jeder zäh verstreichenden Stunde näher rückt, und droht, sie zu ersticken.
Beine zurück. Atmen.
Es muss Abend sein, denn durch die vergitterte Luke, ganz oben an der hinteren Mauer, dringt nur noch gedämpftes Licht. Zuerst fallen die Schatten ein, dann übernimmt die Dunkelheit. Jetzt wartet sie auf die Finsternis.
Schicht-Ende Augen, Wachablösung Ohren: War das ein Quietschen? Flüstert da jemand? Ein Klacken, wovon?
Kauern. Atmen.
Jetzt ein Flattern! Das könnten Krähen sein, nicht wahr?
Ist sie allein hier? Die Zelle ist zu klein für zwei!
Zwei. Atmen.
In zwei Tagen kommt ihr Anwalt, aber was, wenn hier andere Gesetze gelten?
Was, wenn das ihr neues Leben wird?
Herzliche Grüsse
Kara
- Name:
- Daniela
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 23.46:06 Uhr
- Feedback:
- Liebe Diana, lieber Wolfgang,
vielen Dank für die schöne Folge!
Mein Angst-"Dreizeiler":
Blick auf ihre Hände. Weiß. Weiß auf weiß auch die Worte im Kopf. Das Herz im Ohr lauter als die Stimme des Lehrers. Sie muss etwas sagen. Aber noch immer: Weiß auf weiß die Worte im Kopf. Aufgerissene Augen. Sie helfen nicht. Die Worte im Kopf noch immer unlesbar.
Vorfreudig auf die nächste Episode grüßt euch,
Daniela.
- Name:
- Lorena
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 15.37:14 Uhr
- Feedback:
- Hier meinen Text über die Emotion Angst:
Dumpfe Geräusche hatten sie geweckt, und Nora stand schläfrig auf, um nachzusehen. An der Schlafzimmertür angekommen, wurde sie plötzlich wach. Sie konnte sehen, wie ein Schatten sich langsam durch das Wohnzimmer bewegte. Reflexartig sprang sie zur Seite neben der schützenden Wand und rollte sich zu einem Knäuel zusammen. Sie presste ihre Arme um die Beine, um das Zittern zu unterdrücken.
In Gedanken sah sie, wie ein schwarzer Mann mit einem riesigen Messer auf sie zukam. Ein Hilfeschrei drohte aus ihrem Hals zu platzen, aber ihre ganze Energie schien sich auf das Atmen zu konzentrieren. Sie drückte ihre Beine fester an sich. Ihr T-Shirt klebte am Rücken und auf der Brust, und sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenkrampfte.
Von ihrem Versteck aus konnte sie ihr Handy auf dem Nachttisch liegen sehen.
Sie schluckte. Ihr trockener Hals schmerzte, und sie hörte sich in der Stille selbst mit dem Atmen ringen. Sie holte tief Luft, löste ihren Griff um die Beine und setzte langsam eine Hand vor sich auf den Boden. Mit dem Blick auf das Handy fixiert, sprang sie Richtung Bett, ohne durch die offene Tür zu sehen. Ein Schrei begleitete ihren Sprung. War es ihrer gewesen? Aber sie konzentrierte sich nur auf das Telefon. Sie musste Hilfe rufen.
Hastig tippte sie darauf. Mist, Mist. Zu langsam! Dann kam der Schatten über sie. Die langen schwarzen Arme griffen nach ihr. Nora schrie um ihr Leben, als ob allein die Lautstärke den Schatten in der Luft auflösen könnte.
Aber der Schatten war noch da und hatte sie an den Schultern gepackt.
„Schatz?“
- Name:
- Gabi
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 15.33:17 Uhr
- Feedback:
- Liebe Diana, lieber Wolfgang,
wieder eine sehr schöne Folge, vielen Dank dafür.
Meine kleine Geschichte zum Thema Angst:
Sein Mund wie ausgedörrt. Niemals hätte er herkommen dürfen! Die Augen geweitet, schaute er in das dunkle Nichts. Die Hände flatterten, als er sein Handy aus der Hosentasche nahm, fiel ihm fast auf dem Boden. Verdammt, wo war die Taschenlampenfunktion? In diesem Moment hörte er ein gehässiges Lachen, dass wie ein Echo von alllen Seiten zu kommen schien. Er hält sich die Ohren zu, die Härchen auf seinem Arm stellten sich auf. Er stand stocksteif. War es so weit? Holten sie ihn jetzt?
„Klausi? Bist du das da drin?“ Der Geisterbahnbetreiber macht das Licht an.
Mir gefiel das Buch von Luca di Fulvio. "Der Junge, der Träume schenkte" sehr gut. Soviel Gefühl, das war toll. So schreiben zu können, ein Traum.
Liebe Grüße
Gabi
- Name:
- Stefan
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 14.19:10 Uhr
- Feedback:
- Hi,
mein Text zum Thema Angst:
Vor ihr knisterte es. Es war ein raues, kratzendes Geräusch, als würde jemand trockenes Laub zertreten und auf dem Steinboden zu staub zermahlen wollen. Ihre Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, aber sie wusste, dass er - es - da war und auf sie wartete, eine Schatten in der Nacht, die personifizierte Dunkelheit, ein Monster aus den Untiefen, das sich von dem Saft ernährt, der durch ihre Adern fließt und sie am Leben erhält.
"Kommen Sie meine Liebe." Eine Stimme wie die Krallen einer Ratte und so süß und klebrig wie Honig. "Kommen Sie und leisten Sie mir doch Gesellschaft, Mina. Wir wollen uns doch kennenlernen."
Ein Blinzeln. Sie sah Zähne in der Schwärze, nur zwei, weiß und spitz und lang, wie Dolche. Ihr Mund war trocken, die Lippen spröde wie altes Papier. Dennoch - oder gerade deswegen - richtete sie sich auf und trat nach vorne.
Wie man unschwer erkennen kann, habe ich mich hier von Bram Stoker's Dracula inspirieren lassen, aber so oder so ähnlich (zumindest in meiner Vorstellung) könnte eine Szenerie zwischen Vlad und Mina ausgehen haben, wenn es kein Briefroman gewesen wäre.
Ich hoffe, es gefällt euch. Schöne Grüße aus Wien und alles Liebe,
Stefan
- Name:
- Stefan
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 14.03:45 Uhr
- Feedback:
- Hi,
weil ihr das Bearbeiten wieder erwähnt habt: das ist wirklich wichtig und immer notwendig, besonders, wenn man möchte, dass Emotionen entstehen. Ich habe in Covid mit einer Romanreihe angefangen, drei Bände mit ingesamt knapp 400.000 Wörtern und beim ersten Überarbeiten musste ich feststellen, es war nicht gut. Nicht alles war schlecht, aber zu viel. Ich habe es noch zwei Mal überarbeitet, dann weggelegt. Anfang dieses Jahres habe ich es aufgenommen und wollte Buch 1 so weit überarbeiten, dass ich einen anderen Anfang geschrieben habe. Ähnliche Figuren, gleiche Handlung anders arrangiert. Hat natürlich überhaupt nicht funktioniert und ich habe an etwas anderem weitergearbeitet.
Jetzt fange ich mit der Überarbeitung ganz anders an: die drei Bände sind für mich jetzt ein grober Entwurf, ich weiß wie es ausgehen soll und was dahinter steckt und ich den Leser*innen erst später verraten möchte, und ich fange komplett neu an: neuer Anfang, neue Handlung, neue Figuren und einige alte Figuren weg, weil sie einfach keine intelligente Aufgabe in dem Plot hatten. Tut es weh, altes über den Haufen zu werfen? Ja! Aber ich sehe es auch ein bisschen physikalisch ... schon in der Thermodynamik heißt es: "Um vorwärts zu kommen, muss du etwas zurücklassen."
In diesem Sinne: ganz liebe Grüße
Stefan
- Name:
- Stefan
- Datum:
- Sonntag, 03.11.2024 um 13.56:06 Uhr
- Feedback:
- Hallo,
mein emotionalster Moment in einem Buch war das Ende des letzten Bandes der Dark-Tower-Reihe von Stephen King. Ich versuche jetzt nicht zu Spoilern, aber Eingeweihte wissen was ich meine: in Band 7 gibt es drei Enden, das jedes für sich so stehen gelassen werden könnte, aber wenn man weiterliest, ergeben auch die anderen Sinn. Und jedes dieser Enden hat bei mir eine andere Emotion ausgelöst und mit dem hat die gesamte Romanreihe bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Stephen King ... nicht nur wegen der Namensähnlichkeit einer meiner großen Vorbilder.
Liebe Grüße
Stefan
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